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Seltsamkeiten, Kuriositäten und leichte Übertreibungen unter dem ungarischen Burgen

BurgpalastBudapestGroßraum Budapest

Ungarn kann sich mit vielen Burgen und Burgruinen brüsten. Deswegen ist es ziemlich schwer sich zu entscheiden, welche von ihnen das nächste Ziel sein soll. Sie können sich hier Anregungen holen, wenn sie ausdrücklich auf der Suche nach etwas Besonderem sind, denn jede der hier aufgelisteten Burgen ist auf ihre Weise Rekordhalter im Vergleich zu den Anderen. 

Die größte Burg: Die Burg von Buda

Die Burg von Buda steht auf der Südspitze des Burgberges am Donauufer der Hauptstadt und ist mit 44 674 m² die größte Burg Ungarns und die siebtgrößte königliche Festung der Welt. Die größte Burg der Welt ist die Burg Malbork in Polen, die im Jahr 1274 vom Deutschorden erbaut wurde und mehr als dreimal so groß ist wie ihr Bruder in Budapest. Natürlich muss man an Versailles denken, aber das ist ein Schloss, wie der Katharinenpalast in Sankt Petersburg. Aber kehren wir zurück zur Burg von Buda! Sie wurde erstmals im 13. Jahrhundert nach einem Angriff der Mongolen befestigt, als die Bürger von Buda ein Gebiet suchten, das leichter zu verteidigen wäre. Heute ist die Burg eine Kombination aus verschiedenen Baustilen, von der Gotik bis zum Barock. Sie wurde mehrmals angegriffen und danach immer im aktuellen Stil der Epoche wieder aufgebaut. Zurzeit beherbergt sie eine Reihe öffentlicher Einrichtungen und das ehemalige Karmeliterkloster ist die offizielle Residenz des ungarischen Ministerpräsidenten. 

Die wildromantischste: Burgruine in Sirok

Sie ist die wildromantischste Burgruine Ungarns, denn hier kann man zwischen den Burgmauern spazieren und die fabelhafte Aussicht genießen. Noch dazu bietet das komplexe Tunnelsystem, das in das Herz des Berges gegraben wurde, richtige Abenteuer. Diese Ruine ist auch als die einzige Höhlenburg des Landes bekannt und in der Tat kennen wir keine andere Burg in Ungarn, von der ein Teil aus Gängen besteht, die in den Bauch des Berges gegraben worden sind. Das sind natürlich keine echten Höhlen, sondern in den Rhyolith-Tuff gegrabene Gänge und Räume, ähnlich zu den Höhlenwohnungen in Noszvaj oder der Kirche in Petra. Die Burgruine selbst liegt auf 296 Metern Höhe und ist über einen schönen Steinweg in 10 Minuten erreichbar. 

Die Festung, die 500 Jahre lang gut davongekommen ist

Die ursprüngliche Burg wurde nach der Tatareninvasion erbaut und dann von Karl Robert auf zum Rang einer königlichen Burg erhoben. Seit 1338 ist die Festung in Besitz der Familie Tari und sie haben den Ort Sirok gegründet, der gleichzeitig auch eine Zollstation war. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg befestigt und dann als einer der stärksten Vorposten von Eger in das Grenzburg-System integriert. Diese Funktion konnte sie dann nicht erfüllen, denn als die Türken loszogen, die Burg zu stürmen, verließen die ungarischen Verteidiger lieber die Burg anstatt zu kämpfen. Daher hat die Burg weder damals noch später eine größere Schlacht überlebt. Trotz alldem wurde sie im Jahr 1713 nach dem Rákóczi-Freiheitkampf von den Österreichern gesprengt und war dann lange Zeit verfallen und unbewohnbar. 

Die höchstgelegenen Burgen: Galya-Burg und Nyesett-Burg

Es ist nicht überraschend, dass die höchstgelegene Burg und Burgruine Ungarns in der Nähe zu einem der höchsten Punkte des Landes liegen. Nicht zum höchsten, nämlich dem Kékestető, sondern zum zweithöchsten, dem Galyatető. Auf der nordwestlichen Seite des Bergrückens befindet sich die Burg Galya auf einer Höhe von 837 Metern über dem Meeresspiegel. Die Schanzen sind zwar noch immer deutlich erkennbar, aber ihre Geschichte ist unbekannt. Wahrscheinlich war sie eine Lehmburg aus der Bronzezeit, worauf im Mittelalter eine kleinere Steinburg errichtet wurde. Die Burg ist mit dem Galyatető durch einen Sattel auf 820 Metern Höhe verbunden und auf der anderen Seite wird sie von steilen, etwa 250 Meter abfallenden Hängen begrenzt.  

Nur eine Nasenlänge dahinter

Nur 25 Meter tiefer, südlich vom Bergmassiv des Berges Galyatető liegt die am zweithöchsten gelegene Burg, die Burg Nyesett. Genau in der Mitte zwischen Nagy-Galya und Kis-Galya befindet sich der 800 Meter hohe Burgberg, auf dessen Anhöhe eine Baumgruppe die Burgüberreste verdeckt. Darunter ist eine Ringburg deutlich erkennbar. Sie hat ungeheuer tiefe Schanzengräben mit 70 Meter Länge und 35 Meter Breite. Sie war ursprünglich eine heidnische Burg (ein Burg, welche noch vor der Zeit des Christentums in Ungarn gebaut wurde) und im Mittelalter wurde sie in eine Burg mit kleinerer Bedeutung umgestaltet. In den Schanzen sind Fundstücke aus den vergangenen Epochen zu finden. Die ältesten Funde sind Tonscherben, die womöglich aus der Arpaden-Zeit stammen. Die nächstgelegene bewohnte Siedlung ist Gyöngyössolymos. 

Die ältesten Burgen: Die Lehmburgen von Szabolcs und Abaújvár

Eine der ältesten Burgen Ungarns ist die Lehmburg von Szabolcs. Rakamaz ist 12 Km von Tokaj entfernt und liegt am Theißufer. In der nördliche Ecke der Ortschaft, gegenüber von Tokaj, ist die älteste, noch am ehesten unversehrt erhalten gebliebene Lehmburg zu finden. Wie der Name schon sagt, war hier das Lager von einem der Stammesführer der im Karpatenbecken siedelnden Ungarn, Szabolcs. Dies wird durch Anonymus, dem Chronist und Notar von Béla III. bestätigt. Szabolcs war der Sohn von Előd, einem der sieben Stammesführer des Stammesverbandes und gründete später den Csák-Stamm. So wurde die Burg ungefähr im Jahr 950 während der Zeit der Landnahme von den Ungarn gebaut.


Wie sollte man ein Lehmburg vorstellen?

 

Das Fundament zu den aus Holz und Erde errichteten Burgen war aus Steinen gebaut. Die Holzbalken wurden mit Aststümpfen zusammengefügt und die Zwischenräume mit gestampfter Lehmerde aufgefüllt. Das bildete ein starkes und unverwüstliches Fundament für die einstigen Gebäude. Im Fall der Burg von Szabolcs waren die Mauern im Vergleich zu inneren Ebene der Lehmburg durchschnittlich 11 Meter hoch und von der Seite des Überschwemmungsgebietes ragten sie bis zu 20 Meter hoch hinaus. Hier wurde die Lehmburg auf zwei Seiten von der Theiß begrenzt, während auf der dritten Seite ein 7 Meter breiter und 3 Meter tiefer Kanal angelegt wurde, um eine künstliche Insel zu schaffen. Der Haupteingang der Insel war über eine Brücke mit dem Festland verbunden. An jeder der drei Ecken der Festung befand sich wahrscheinlich ein Wachturm. Heute sieht man nur noch die dreieckigen Erdschanzen, aber man kann sich die ursprüngliche Größe leicht vorstellen. Nicht weit von der Burg entfernt befindet sich ein dreischiffiges Münster aus der Zeit des Heiligen Königs Stephan. Es ist auch deswegen bedeutend, weil der Heilige König László im Jahr 1092 seine erste gesetzgebende Synode hier abgehalten hat. Im romanischen Gebäude befindet sich heute eine reformierte Kirche.


Lehmburgen aus dem 11. Jahrhundert

 

Etwas später datiert, aber ebenfalls bedeutend ist Abaújvár am Fluss Hernád, das seine Blütezeit zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert hatte. Auf diesem Platz befand sich früher eine römische Siedlung. Die Lehmburg selbst war eine auf einem erhöhten Erdwall errichtete Festung, welche von einer aus Holz zusammengezimmerten Palisade umgeben war, die möglicherweise mit einer Brüstung verstärkt war. Im 11. Jahrhundert beherbergten hier eine Vielzahl von Grubenhäusern und aus Holz errichteten Gebäuden die Einwohner der Burg. In dieser Zeit wurden nur zwei Bauten aus Stein errichtet. Das Gehöft des Vogtes und die Kirche, welche nach dem Erlass vom Heiligen König Stephan aus Stein und entsprechend dem damaligen Geschmack im romanischen Stil erbaut werden musste. Die Burg wurde von leicht bewaffneten Bogenschützen und auch von gepanzerter Kavallerie verteidigt. Gleichermaßen gut konnte die Burg von Borsod verteidigt werden. Sie wurde in den Sümpfen des Bódva Flusses, in der Nähe von Edelény gebaut. Aber auch die Lehmburgen von Domony und Gyönygyöspata wurden mit der gleichen Bautechnik errichtet. 

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