Spaziergänge rund um die heimische guerilla- und offizielle Street Art Objekte

In der Innenstadt von Budapest gibt es kaum eine Feuermauer, die nicht schon zu diesem Zweck genutzt wurde. Fast die Hälfte dieser Werke erinnert an ein historisches Ereignis oder erweckt das Interesse für ein Objekt oder Ereignis, welches die Ungarn mit nationalem Stolz erfüllt. Die Themen der Bilder reichen von Sissi über den berühmten 6:3-Sieg der Ungarn und verschiedene beliebte Märchenfiguren bis hin zum Rubik-Würfel. Der persönliche Favorit des Teams ist ein Werk von Miksa Róth, das die Umrisse eines alten Bleiglasfensters wieder zum Leben erweckt. Die andere Hälfte zeigt ein Lebensbild des jeweiligen Bezirks und betont die soziale Verantwortung oder die Wichtigkeit der lokalen Gemeinschaft. Ähnlich gute künstlerische Graffiti-Fundorte sind die Brückensockel und in zahlreichen Städten am Land die Wassertürme oder Treppen der öffentlichen Gebäude. 

Die Signatur eines ungarischen Street-Art-Künstlers mit der internationalen Rufnummer Ungarns (0036) ist an vielen Orten in Budapest zu finden. Doch seine Identität bleibt genauso geheim wie die des international bekannten Banksy. Sein einzigartiger Stil zeichnet sich durch ein großes Gespür für die Vermischung von Märchenhelden, die dem ungarischen Volksgeist nahe stehen mit aktuellen Themen der Popkultur aus. Das AntallTales ist das gemeinsame politische Memento der Generationen, die rund um den Wechsel aufgewachsen sind. Mit einem seiner Werke wird der Moment wieder in Erinnerung gebracht, als im Fernsehen bei der Ausstrahlung der Duck Tales die Sendung angehalten wurde, um die Todesnachricht von József Antall zu verkünden. Genauso einfallsreich sind die Teile der Sticker-Reihe über Dr. Bubó, Familie Mézga oder der ungarische Vagabund aus dem Volksmärchen.
Die andere äußerst beliebte und ziemlich charakteristische Wandsticker-Künstlerin ist Miss KK. Ihre unverwechselbaren Collage-Puppen sind an vielen Orten der Stadt zu finden. Ihre von der Mode inspirierten Modelle vermitteln stets eine aktuelle pop-kulturelle Botschaft. Die neuesten Werke können mit Sicherheit unter #budapeststreetart oder #streetartbudapest nachgeschlagen werden. 

Langsam füllt sich Budapest mit den Miniatur-Skulpturen des Bildhauers Mihály Kolodko. Ihr Charme liegt darin, dass sie nicht aufdringlich sind und die Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen, so dass nur Passanten, die für Feinheiten und Details sensibilisiert sind, eine solche Mini-Skulptur sehen. Die einzelnen Werke haben immer einen Bezug zum jeweiligen Ausstellungsort. Sie aufzuspüren ist ein ausgesprochen netter Spaß und kann sogar zu einem den ganzen Tag füllenden Programm werden. Achtung, es ist nicht leicht, sie zu finden! 

Zu den Kunstprojekten gehören mehrere Tafeln, die an die kleinen Freuden des Lebens in vielen unserer Städte erinnern. Neben lustigen, öffentlich zugänglichen Installationen gibt es auch Tafeln, die falsche oder unbedeutende Ereignisse darstellen, wie die Allen-Ginsberg-Gedenktafel auf dem Ferenc Liszt Platz, demnach der Dichter hier im Jahr 1993 seine Wäsche in der dort befindlichen Reinigung hat waschen lassen (nebenbei gesagt war das wirklich so).

Wenn sie sich für Gedenkskulpturen interessieren, sollten sie die Stolpersteine nicht auslassen - die gehören zwar nicht wirklich zur Underground-Straßenkunst, sind aber genauso eng und funktional mit der Street Art verbunden. Mit den Stolpersteinen wird den Holokaust-Opfern ein Denkmal gesetzt, sodass der Geist des Ortes wachgerufen wird und damit werden die Geschichten der Deportierten ganz persönlich.