Was macht ein Gulasch zum Gulyás?
Der Gulasch steht irgendwo zwischen dem Pörkölt und dem Paprikasch und bewahrt die Essenz beider Gerichte. Dazu müssen wir natürlich wissen, wie die beiden anderen zubereitet werden. Pörkölt ist ein Ragout aus Zwiebeln und Paprika, die zu einem Brei geschmort werden, es ist so zähflüssig wie eine Sauce. Paprikasch ist auch eine Art Pörkölt, wird aber mit weniger Zwiebeln und Paprika zubereitet und am Ende mit Sauerrahm oder Sahne verdickt. Darüber hinaus wird Paprikasch nur aus Tieren mit weißem Fleisch gekocht, da dieses leichter ist und daher in kürzerer Zeit gekocht werden kann. Schließlich ist der Gulasch ein saftiges, suppiges Gericht, das mit viel Saft, Zwiebeln und Paprika sowie normalerweise gewürfelten Kartoffeln zubereitet wird, um neben dem Fleisch noch etwas Anderes „zum Kauen“ in das Gericht zu geben, obwohl viele es auch ohne diese Einlage mit Brot essen.
Irgendwann im 19. Jahrhundert fand es seinen Weg aus der ungarischen bäuerlichen Kultur und hauptsächlich aus der Hirtenkultur in die bürgerliche Küche und sogar in die Küche des Adels. Später schrieb es sich sogar der Staatssozialismus auf die Fahne, und ein ganzes politisches System wurde durch den Begriff „Gulaschkommunismus“ charakterisiert. Jahrhundertelang war die Rinderhaltung ein ziemlich verbreiteter und gewinnbringender Geschäftszweig und das ungarische Graurind, von dem viel Fleisch gewonnen werden kann, hatte einen hohen Marktwert. Der Name Gulasch bzw. Gulyás selbst bezieht sich auch auf den „Gulyás“ oder den Rinderhirten, während die Hirten unter sich das Gericht eher Pörkölt oder Paprikasch nannten. Natürlich haben sich die Speisen viel verändert, bis sie von der Puszta in die Großstädte der Österreichisch-Ungarischen-Monarchie und in die Restaurants von Pest-Buda oder Wien Einzug fanden. Darüber hinaus werden mobile Küchen, die eines der Hauptmittel der Kriegsverpflegung darstellen, auf Deutsch und Ungarisch auch als Gulaschkanonen bezeichnet, was deutlich zeigt, wie beliebt dieses Gericht bereits im 20. Jahrhundert war.
Im Laufe der Zeit wurden unzählige neue Gulaschvarianten zubereitet. Denken wir doch nur an das Bohnengulasch, das aus eingeweichten Wachtelbohnen zubereitet und daher ordentlich gewürzt wird, oder an das Gericht Szekler Gulasch. Letzteres hat nichts mit der ungarischen Volksgruppe in Siebenbürgen zu tun, da es von József Székely (1825-1895), einem Schriftsteller und Archivar, inspiriert ist und nach ihm benannt wurde. Das ist eine Variante, die aus Sauerkraut und mit Sauerrahm zubereitet wird, und deren Konsistenz eher dem Pörkölt als dem Gulasch entspricht. Ursprünglich wurde es aus bis zu drei Fleischsorten zubereitet, später jedoch nur noch aus Schweinefleisch gekocht.