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Thematischer Stadtbummel in Budapest

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Es gibt nichts unterhaltsameres als einen thematischen Stadtbummel, wenn man nur ein paar Stunden Zeit für Entspannung hat. Es wird gleichzeitig die Sehnsucht nach körperlicher Betätigung und kulturellen Interessen gestillt, denn er vereinigt perfekt den Gruppenausflug mit der historischen Wissensvermittlung, endeckendes Lernen mit dem städtischen Anekdoten, Legenden und Fakten.

Es gibt mehrere Unternehmen, die sich auf diese Stadtführungen spezialisiert haben. Die Programme werden in den Social Media beworben und man kann sich online sofort anmelden. Manche zeigen einen Stadtteil und stellen seine Vergangenheit und die Gebäude in dieser Umgebung vor. Es gibt aber auch spezielle thematische Stadtbummel, welche ein viel engeres Publikum ansprechen. 

Architektonische Kostbarkeiten, Gebäudebesichtigungen

Diese Stadtbummel beleuchten in der Regel einen architektonischen Stil oder stellen ein Gebäude und dessen Geschichte vor, das weniger bekannt oder für die breite Öffentlichkeit kaum zugänglich ist. Oder umgekehrt - über die ikonischen Bauwerke von Budapest werden kuriose Geschichten erzählt beziehungsweise sie erfahren mehr über die damit verbundenen historischen Ereignisse. Die drei beliebtesten Themen sind Jugendstil, Art Deco und Bauhaus, die sowohl bei den Villen in Buda als auch bei den Wohnhäusern im Stadtzentrum zu besichtigen sind. Im Párisi-Udvar (Pariser Hof) können sie zum Beispiel die Werke von Mihály Pollack, Miksa Róth und Vilmos Zsolnay in einer wahrhaft luxuriösen Umgebung bewundern. Die Stadtbummel zum Thema Industrie sind auch sehr beliebt. Diese können alles beinhalten, vom Gaswerk in Óbuda (Alt Buda) über die unterirdischen Bunker des Industriegebiets Csepel, die Brauerei in Kőbánya und die Törley-Gebäude in Budafok bis hin zum Bootsanleger auf der Népsziget (Volks-Insel). Ähnliche Spaziergänge werden auch von Fachorganisationen wie zB. dem Zentrum für Zeitgenössische Architektur organisiert. 

Die geheimen Stadtviertel

Vom Palotanegyed (Palastviertel) bis zum Zugliget und dem Villenpark in Mátyásföld gibt es genug versteckte Stadtviertel zu entdecken. Dazu gehört auch die Erkundung der äußerst reichen Höhlenwelt, die unter den Bergen von Buda liegt. Der unterirdische Reichtum der Hauptstadt ist unglaublich! Die Ausflüge zu den Bädern und Quellen bezeugen dies. Sie können sich vielleicht in das derzeit geschlossene Rácz Fürdő (Rácz Bad) hinein schleichen und mit etwas Glück und einer Sondergenehmigung können sie sogar das Speicherbecken im Bauch des Gellért Berges besuchen. Schauen sie einige geheime und zauberhafte Gärten an oder bewundern sie die botanischen Kuriositäten des Japanischen Gartens in Zugló.  

Zeitgenössische Bauwerke

Sie können den Körszálló (Hotel Danubius) in Buda, die prächtigen Gebäudekomplexe des Kopaszi-Dammes, den Passivhaus-Kindergarten im Meséskert (Märchenhafter Garten) besichtigen und sogar einen Einblick in den Alltag zahlreicher moderner Bürogebäude werfen, darunter das Park Atrium (der gemeinsame Hauptsitz der ING Bank und von Deloitte). Ein exklusiver Spaziergang führt durch den neuen Campus der MOME (Moholy-Nagy Kunstuniversität), einer waschechten Universität des 21. Jahrhunderts. Sie werden auf ihrer eigenen Haut spüren, wie die Räumlichkeiten der Gebäude auf sie wirken und sie die dort studierenden Studenten zum kreativen und gemeinsamen Denken anregen. 

Literarischer Stadtbummel

Es besteht die Möglichkeit, die Wohnorte und Geburtshäuser zahlreicher zeitgenössischen Literaten und Schriftsteller*innen aus dem vergangenen Jahrhundert zu besuchen und manchmal auch private Wohnungen und Räume zu betreten. Von den Cafés in der Innenstadt bis zu am Stadtrand versteckten Häuschen können wir den Spuren der Musen folgen und uns die manchmal großartigen, manchmal schmerzhaften Lebenswege der Schriftsteller*innen wachrufen. In den Bergen von Buda können sie in die Literatur der jüngsten Vergangenheit eintauchen und dabei das Zuhause von Géza Ottlik, Mihály Babits und Magda Szabó besuchen. In Krisztinaváros, in Óbuda und in den Kaffeehäusern von Pest können sie die Stammplätze von Literaten und Dichtern der Jahrhundertwende besichtigen. Möchten Sie wissen, wo und vor allem wie Krúdy und Jókai wohnten, in welche Richtung Lőrinc Szabó morgens losgegangen ist und wo Pilinszky zur Schule ging? Petőfi, Kosztolányi, Móricz, Iván Mándy und Karinthy verkehrten in den Cafés und in den Beiseln der Józsefváros (Josefs Stadt). Über letztere und das öffentliche und geheime Leben der Nyugat (Die Westen-Zeitschrift) Literaten erfährt man am meisten in Újbuda. Hier können sie auch die Liedtexte von Tamás Cseh als Reiseführer verwenden. Auf diesen Stadtbummeln werden ihnen viele interessante Anhaltspunkte geboten, um die einzelnen Leseerfahrungen und Lebenswerke zu interpretieren. 

Historische Stadtbummel

Hier können sie die offizielle und die geheime Geschichte von Budapest kennen lernen, angefangen mit dem Leben der römischen Legionen in Òbuda (Alt-Buda) über die osmanischen Denkmäler im Burgviertel Buda bis hin zu den Gästen der Unterwelt in ehemaligen Bordellen. Im Schatten der Gebäude werden die interessantesten Verbrechen der vergangenen Jahrhunderte aufgedeckt. Sie könnten den Epidemien des Mittelalters und der Neuzeit nachforschen, in denen Pest, Cholera und Syphilis ihre Opfer forderten. Erfahren sie mehr über die Ereignisse des Weltkriegs und über die Zeit des Staatssozialismus und auf diesen Spaziergängen ist es möglich sich in alle Epochen der Geschichte zu vertiefen. Es ist möglich, den Friedhof in der Fiume Straße, die jüdischen Begräbnisstätten in der Salgótarján Straße oder die Synagoge am Teleki Platz, welche ursprünglich ein Wohnhaus war, zu besuchen. Im Friedhof in der Fiume Straße kann man das Mausoleum von Batthyány, Deák und Kossuth sowie die Gräber vieler großer Persönlichkeiten der modernen ungarischen Geschichte besuchen, darunter auch die 1956-er Parzelle. Im jüdischen Friedhof kann ihnen ein Einblick in die jüdischen Bestattungssitten und in die hebräische Aristokratie des 19. Jahrhunderts gewährt werden. 

Friedhof in der Fiume Straße

Sakrale und volkstümliche Denkmäler

Islamische Gedenkstätten


Es werden auch spannende volkstümliche und mystisch-religiöse Stadtbummel angeboten. Als Aufwärmübung starten sie einen Spaziergang zum dampfenden türkischen Bad, zum Király Gyógyfürdő (Königs-Thermalbad)! Dann schauen sie sich an, was von der Dschami noch übrig geblieben ist, welche im Jahr 1555 von Tojgun Pascha errichtet worden ist! Letztendlich können sie in Erfahrung bringen, wo die Bäder, Schulen, Märkte zu finden waren und wie das Leben in der einst so lebhaften Víziváros (Wasserstadt) gelaufen ist. Im Garten des Gül-Baba können sie einen Blick in den Harem von Suleiman I. werfen und herausfinden, warum der Dienstälteste Pascha von Buda eine „Seidenschnur" vom Sultan bekommen hat.



Das jüdische Erbe


Jedes Haus und jede Straße im historischen Judenviertel von Budapest könnte eine Geschichte erzählen. Im Schatten der weltberühmten Synagogen in der Dohány-, Rumbach- und Kazinczy-Straße gibt es eine Reihe kleinerer, weniger bekannter Gebetshäuser. Hier wurde die älteste Rabbinerschule der Welt gegründet, welche unverändert immer noch in Betrieb ist. Haben sie zum Beispiel gewusst, dass in der Tiefe des Burgberges in Buda ein geheimes Wohnviertel und Synagogen zu finden sind? Ausgebildete Fremdenführer zeigen ihnen, wie sich jüdische Händler außerhalb der ehemaligen Stadtmauern niederlassen konnten und der Ursprung der „verknoteten“ „krummen“ Gassen wird entwirrt. Sie werden auf die versteckten Symbole an den Hauswänden hingewiesen um die Spuren zu verfolgen wie die Volksgruppen der Juden, Christen, Armenier und Griechen friedlich nebeneinander lebten, ebenso wie die fleißigen Kaufleute mit dem nichtsnutzigen Bohemien.
Das in den 1930-er Jahren abgerissene Orczy-Haus und die erste jüdische Siedlung in Pest werden wieder zum Leben erweckt. Die Kazinczy Straße strotzt von koscheren Fleisch- und Milchrestaurants. Vielleicht sollten sie in einem von ihnen einkehren.
 

Gastrobummel mit Verkostung

Wenn sie den Tag mit Kaffee beginnen, dann ist dieser Spaziergang das Richtige für sie. Heute findet man an jeder Ecke eine Kaffeerösterei oder ein Gourmet-Café, aber Budapest wurde bereits um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert von Dezső Kosztolányi als "Kaffeestadt" bezeichnet. Das ist kein Zufall, denn das erste bekannte Kaffeehaus des Landes wurde im Jahr 1714 im Stadtzentrum eröffnet und die Entwicklung hat bis zum Zweiten Weltkrieg keine Pause eingelegt. Der kleine Ringstraße und die Gassen der Innenstadt waren einst voll mit dem Stammplätzen der Literaten und Schachspieler, wo der „Schwarze“ serviert wurde. Auf dem Weg nach Buda können sie die Geschichte der Espressobar, des Nachfolgers des Kaffeehauses, kennen lernen und in Erfahrung bringen wie sich diese moderne Errungenschaft von den Anfängen des Jahrhunderts hin zur ersten Dienstleistungseinheit des Sozialismus entwickelt hat. Ausgehend vom ikonischen Bambi können sie mit den Besuchen von Kneipen und Espressobars erkunden, was die Konsumkultur einer Epoche über eine Gesellschaft verraten kann.

 


Zum Kaffee gibt es Kuchen. Deswegen gewährt der berühmteste Konditor von Budapest, auch einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Jeder hat eine Geschichte über die Konditorei Gerbeaud, die ein würdiger Gegenspieler zum Sacher in Wien oder zum Ladurée in Paris ist. Aber das ist nicht der einzige gastronomische Stadtbummel für Naschkatzen. Auf einer Schokoladentour durch Budapest erfahren sie auch, von wem die Tibi Schokolade ihren Namen bekommen hat und woraus die leckerste Praline der Stadt hergestellt wird. Das Restaurant Gundel ist ein ähnlich legendärer Süßigkeiten-Fundort. In dem für seine Palatschinken berühmt gewordenen Ort wird die Geschichte erzählt, wie ein abenteuerlustiger bayerischer Kellnerbursche zum Gründer einer der einflussreichsten gastronomischen Dynastien Ungarns aufstieg. Die moderne und doch traditionelle, weltbürgerliche und doch ungarische Küche ist heute genauso frisch wie zur Zeit ihrer Gründung.



Der Spaziergang zum Thema Wein und Bier durch die Innenstadt zeigt, wo und welche Art von Wein in Pest-Buda früher hergestellt wurde. Es wird die Frage beantwortet, wie der berühmte Bierbrauer Jakab Proberger reich geworden ist, wer das Flaschenbier in Budapest einführte und wo das größte Bierhaus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand. Es wird über die Familie Törley, die Schnapsbrennerei von Mihály Gschwindt, die speziellen Rumsorten der Firma Gottschlig erzählt und natürlich kann man während der Tour auch einige Seidl Craft-Bier trinken. Zu diesem Thema lohnt es sich übrigens, einen der gastronomischen Geschichtsvorträge oder Stand-Ups von Csaba Katona zu besuchen. Er ist Historiker des Historischen Institutes des Geisteswissenschaftlichen Forschungszentrums und erzählt auf höchst unterhaltsame Weise über die mit Alkohol durchtränkte Geschichte von Budapest. 

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